24.07.2022, 22:07 Uhr

Hasselbachteich im Gierather Wald wieder ausgetrocknet

Nach dem etwas „nasseren“ Jahr 2021 ist der Hasselbachteich in diesem Jahr, wie schon in den Dürrejahren 2018 bis 2020, wieder ausgetrocknet.

Hasselbachteich, 19.07.2022: vollständig ausgetrocknet
© Justus Siebert
Anwohner kennen den kleinen Teich in der Schluchter Heide / Gierather Wald, an einer Wegekreuzung zwischen Bergisch Gladbach,  Strunden und Refrath gelegen, mit einer Schutzhütte versehen. Gespeist wird der Teich vom Hasselbach, und wenn der bei ausbleibendem Regen und zu großer Hitze im Sommer versiegt, fällt auch der Teich innerhalb weniger Tage trocken. Die Hauptursache dürfte klar sein: der Klimawandel, mit im Schnitt wärmeren und trockeneren Sommern. Sein Schicksal teilt der Hasselbachteich mit vielen anderen Teichen und Gewässern, auch Bächen, der Bergischen Heideterrasse: in Köln-Porz-Wahn steht der Scheuermühlenteich kurz vor  dem Umkippen, Problem hier: der Scheuerteich ist zu klein, um sich selbst zu regulieren, zu groß, um effektive Hilfsmaßnahmen durchzuführen (Wasserzufuhr). Auch die Rettung der Fische durch Umsiedlung ist nicht möglich, da Wasser und somit auch die Tiere chemisch belastet sind.

Hasselbachteich, 12.07.2022: eine Pfütze gab es noch, für diese Barsche zu wenig
© Justus Siebert
Etwas anders sieht das beim Hasselbachteich aus: der ist eigentlich eher ein Tümpel als ein Teich, und zu klein, um größere Fische von Natur aus zu beherbergen. Dieser Umstand, und seine geringe Tiefe mit flacher Uferregion, macht ihn aber attraktiv für viele andere Tiere, vor allem Amphibien, aber auch Libellen, deren Larven in solchen Gewässern heranwachsen. Sie bevorzugen solche Tümpel, möglichst ohne (Raub-)Fische, die deren Larven nachstellen, und so ganze Frosch-Populationen ausrotten können. Obwohl der Hasselbachteich also als Fischteich nicht geeignet ist, hat sich hier innerhalb eines Jahres (2020 war der Teich trockengefallen, also fischfrei) wieder ein Fischbestand u.a.  mit Flussbarschen und Rotaugen angesiedelt, sei es durch Zuwanderung über den Bach oder durch Aussetzen.

Bitte keine Fische in den Teich aussetzen

An dieser Stelle der Appell an alle gut gemeinten Fisch-Aussetzungen: Bitte nicht machen! Es hat nicht nur den Fischen nicht geholfen, die allesamt verendet sind, es schadet auch massiv allen anderen natürlich hier vorkommenden Tieren, teilweise seltenen Arten, welche an genau dieser Stelle ihre letzte Heimstatt auf der Heideterrasse gefunden haben. Molchlarven und die Kaulquappen der Frösche und Kröten haben eine etwas größere Chance als die Fische: schaffen sie die Verwandlung von Kiemen- zu Lungenatmern rechtzeitig, überleben sie und können ihr neues Leben an Land fortsetzen.

Tag X: Hasselbachteich ausgetrocknet, Gewinner und Verlierer

Hasselbachteich, 15.07.2019: Erst beim genauen Hinschauen sieht man Quappen und Molchlarven
© Justus Siebert
Für dieses Jahr galt konkret: wer es bis letzten Dienstag, den 19. Juli 2022 (dem bislang heißesten Tag des Jahres), nicht geschafft hatte, der hat das Schicksal der Barsche und Rotaugen geteilt und ist verendet. Denn das war der Tag, an dem die letzte Pfütze im Hasselbachteich ausgetrocknet ist. Da hat es auch nicht geholfen, dass ein Tag später ein Sommerregen wieder eine Pfütze hat entstehen lassen. Für die Überlebenden gibt es mit diesem Tag aber auch eine gute Nachricht: der Hasselbachteich ist wieder fischfrei, und sobald er sich wieder mit Wasser füllt, wahrscheinlich im Herbst, haben die Larven der Frösche und Molche im nächsten Frühjahr mit einem von Fressfeinden gereinigten Teich wieder größere Überlebenschancen. So traurig der Anblick von verendeten Fischen auch sein mag, es bleibt die Erkenntnis, dass es auch Gewinner gibt bei solchen Klimaereignissen, in diesem Fall sind es die „rechtmäßigen“ Ureinwohner, die gewonnen haben. Auch wenn einige Individuen der Gewinner-Arten zu den Verlierern gezählt werden müssen, sprich, auch viele Molche, Frösche, Kröten und Libellen-Larven haben es nicht geschafft.

Ursache: Klimawandel, oder doch weitere Verantwortlichkeiten?

Aber nochmal zur Ursache des Austrocknens. Neben dem Klimawandel könnte auch noch jemand anderes (mit-)verantwortlich sein. Schaut man sich den Verlauf des Hasselbaches auf der Karte an, dann entspringt er in einem Quellteich westlich der Grube Cox, umfließt das Betriebsgelände Krüger und durch den Golfplatz, um anschließend, die Dolmanstraße unterquerend, im Gierather Wald dem Hasselbachteich zuzufließen. Ob im Bereich von Krüger, der sein Betriebsgelände ausweiten will, Wasser verloren geht, durch welche Maßnahmen auf dem Gelände auch immer, ist wahrscheinlich noch nie untersucht worden. Und auch was auf dem Golfplatz geschieht, ob da Wasser verloren geht, weiß man nicht (jedenfalls wenn man da kein Golf spielt). Wahrscheinlich ist der Golfplatz unschuldig, er hat ja eher Interesse daran, dass bei Starkregen Wasser abfließt statt auf dem Gelände zu bleiben. Ist aber nur eine Vermutung.

Fazit und Perspektive Hasselbachteich

Geeschafft! Dieser junge Bergmolch hat sich entwickelt, bevor der Teich ausgetrocknet ist. Hasselbachteich, 23.07.2019:
© Justus Siebert
Festzuhalten bleibt: wie sich die Situation für den Hasselbachteich und seine Bewohner in den nächsten Jahren entwickeln wird ist schwer abzuschätzen. Ein regelmäßiges Austrocknen im Sommer ist wahrscheinlich, was, wie beschrieben, auch Vorteile hat.  Je regelmäßiger und  früher er austrocknet, um so mehr überwiegen jedoch die Nachteile. Andererseits reicht auch ein Starkregenereignis, wie im letzten Sommer 2021, mit denen ebenfalls vermehrt zu rechnen ist, um den Teich wieder zu füllen. Was für die Menschen an Ahr und Erft ein Katastrophen-Sommer war, war für die Tiere des Hasselbachteiches ein Segen. Und für genau solche Naturereignisse sind solche Tümpel und Feuchtgebiete, wie auch Auwälder, von denen es im Gierather Wald auch noch Reste gibt, da. Sie nehmen das Wasser auf, das ansonsten weiter fluten würde, in Wohngebiete hinein. Voraussetzung ist aber, dass diese natürlichen Feuchtgebiete das ganze Jahr über feucht genug bleiben, und nicht per Entwässerungsgräben und Kanäle entwässert werden, damit Erde und Pflanzen das Wasser, wenn es dann kommt, auch aufsaugen können. Trockener Boden hingegen lässt das Wasser durchrauschen. Wir bleiben dran und werden beobachten, wie es Molch & Co. geht und was man machen kann, um ihnen in schweren Zeiten Überbrückungshilfen zu gewähren. Manchmal, wenn man Glück hat, reicht auch eine Gieskanne Wasser.