13.08.2018, 15:45 Uhr

Feuerwehreinsatz für Teichbewohner in Zeiten der Dürre

Der Hasselbachteich im Gierather Wald stand kurz vor der Austrocknung, das wäre der Tod gewesen für dessen Wasserlebewesen.

Der Hasselbachteich am 28.07.2018: Kurz vor dem Austrocknen
© Justus Siebert
Wie fast überall im nordrheinwestfälischen Westen ist auch die Schluchter Heide, den Anwohnern eher als Gierather Wald bekannt, in diesem Sommer 2018 von einer Dürrephase heimgesucht worden. Wenn einmal ein kurzer Gewitterregen vorbeizog, dann knapp an der Schluchter Heide vorbei, und hat sich lieber weiter südlich in der Wahner Heide ausgeregnet. Und dementsprechend trocken war es hier, Bäche und Entwässerungsgräben entlang der Wege sind längst ausgetrocknet, der Hasselbachteich  war bis Ende Juli nur noch eine Pfütze – und kein Regen in Sicht.

Heißt: Noch ein paar Tage, und die letzten Wasserstellen wären auch trocken gefallen, und die sich dort bereits zusammen gedrängten Wasserbewohner wären tot. Zumindest Molchlarven, Kröten-Quappen und Fische (Jung-Karauschen). Libellenlarven und Gelbrandkäfer hätten vielleicht noch etwas länger im Schlamm überlebt, aber da kein Regen in Sicht war, eben nur etwas länger.

Feuerwehr im Einsatz für die Natur

Feuerwehreinsatz am Hasselbachteich
© Danielle Over
Um das zu verhindern fragten naturliebende Anwohner bei der Freiwilligen Feuerwehr Bergisch Gladbach an, und die zeigte sich ebenfalls naturfreundlich und spendierte in einem ersten sonntäglichen Einsatz, in zehn Fuhren, mehrere Tausend Liter Wasser, Rettung in letzter Minute. Schon eine Woche später war ein Großteil davon wieder verdunstet, weshalb es bis Mitte August noch zwei weitere Einsätze gab, bis die größte Hitze überstanden war. Denn Molchlarven und Kaulquappen brauchten nur diese Übergangsphase, bis Ende August, um sich von Kiemen- zu Lungenatmern zu entwickeln und ab dann nicht mehr auf das Wasser zwingend angewiesen zu sein. Ein Austrocknen des Teiches nach ihrer Metamorphose wäre keine Katastrophe für sie, im Gegenteil: Konkurrenten und Fressfeinde (Fische, Wasserkäfer, Libellenlarven) für sie und ihre Nachkommen wären für die nächsten Jahre ausgeschaltet bzw. dezimiert.

Gewinner und Verlierer

24.07.2018: Noch scheint für den Graureiher was zu holen zu sein: Frösche, Fische?
© Justus Siebert
Es gibt also nicht nur Verlierer sondern auch Gewinner einer solchen Dürre, zu letzteren gehört auch der Graureiher, der in den letzten Tagen regelmäßig staksenderweise am Teich beobachtet werden konnte: Er hatte leichtes Spiel, sich in den überschaubar kleinen Wasserstellen die schnabelgerechten Happen heraus zu picken: die ausgewachsenen Frösche und Fische. Als die alle verspeist waren, war dieser Tatort nur noch als Trinkstelle für ihn von Interesse, wie auch für sämtliche anderen Tiere des Waldes und der Heide, denn dies war inzwischen die einzige Trinkwasserstelle weit und breit.

Ist das Natur oder kann das weg?

Jetzt kann man auch darüber nachdenken: Ist das dann einfach mal so, dann gibt es halt mal einen trockenen Sommer, das ist auch Natur, und dann gewinnen halt mal die anderen!? Aber dann muss man auch darüber nachdenken: Ist der Klimawandel bereits im Gierather Wald angekommen, und wird der Teich jetzt jedes Jahr austrocknen, oder zumindest jedes zweite? Und wird das dann das Ende der Kröten- und Molchpopulation sein? Aber andererseits: was ist mit den ehemaligen Fischteichen, die Deutzer Weiher, deren Wälle man noch überall links und rechts der Wege sieht? Hier gab es doch mal mehr Wasser im Gelände, das gehalten wurde statt es mittels Entwässerungsgräben abzuleiten.

Die Kaulquappen tummelten sich in den letzten Wasserpfützen
© Justus Siebert
Also, natürlich ist hier wie auch andernorts in Ballungsgebieten höchstens noch relativ, der Mensch, auch Anwohner genannt, gestaltet und nutzt seine Umgebung wie es ihm beliebt, als Naherholungsgebiet, für einen Abendspaziergang (für die Nachtigallen unter uns, für die Lerchen: Morgenspaziergang), als Hunde-Freilaufzone (mit Hunde-Naturschwimmbad Hasselbachteich), Jogging-Strecke, Reit-Strecke, Fahrrad-Durchfahrtsstrecke, Holzreservoir (Forstwirtschaft), oder als einen Naturraum mit kleinen unscheinbaren Schätzen, die man teils eher hören als sehen kann. Zudem sind sie eher nach Anbruch der Abenddämmerung zu hören sind, und bevorzugt bei feuchter Witterung. Also, wenn Mensch, aller genannten Typen, schon lieber zu Hause weilt.

Jedenfalls, und so oder: Ein dicker Dank an die Freiwillige Feuerwehr Bergisch Gladbach

…auch im Namen der Kaulquappen, Molchlarven, Rehe, Igel, Eichhörnchen,… Das ist bislang vielleicht noch nicht erwähnt worden: Die Kröten-Quappen sind nicht irgendwelche Quappen, diese Art gibt es sonst weit und breit nicht mehr, und allein das schon machen den Gierather Wald und den Hasselbachteich zu einem besonderen Ort, und den Kavallerie-Einsatz der Feuerwehr zu einer wirklich sinnvollen Aktion, es gäbe noch so viel mehr zu tun, aber erstmal aufatmen nach dieser Zeit der Dürre.