29.09.2015, 13:31 Uhr
Die Gemeine Geburtshelferkröte Alytes obstetricans bekam ihren Namen, weil die männlichen Tiere den Laich bis zum Schlüpfen der Kaulquappen auf dem Rücken transportieren. Durch diese Art der Brutpflege reichen ihnen vergleichsweise wenige Eier und Nachkommen aus, um sich erfolgreich fortzupflanzen. Allerdings brauchen sie strukturreiche Lebensräume. Sie sind eigentlich wärmeliebend und brauchen daher sonnenexponierte Standorte und Kleingewässer für ihre Larven. Gleichzeitig brauchen sie während der Fortpflanzungsperiode, die von April bis August reichen und zu 3 Generationen pro Jahr führen kann, eine hohe Luftfeuchtigkeit mit guten Versteckmöglichkeiten (Wurzelteller, Steinhaufen etc.).
Besonders markant und auch auffällig sind die Balzrufe. Beide Geschlechter - die Weibchen deutlich leiser - produzieren einen leicht nachpfeifbaren Ton, welcher der Geburtshelferkröte auch den Namen "Glockenfrosch" einbrachte. Dieser klingt dem Balzruf der bei uns normalerweise nicht vorkommenden Zwergohreule sehr ähnlich.Geburtshelferkröten sind eine entwicklungsgeschichtlich recht alte Amphibiengattung, die es heute weltweit nur noch mit 5 Arten in Westeuropa sowie Marokko gibt. Die Gemeine Geburtshelferkröte hat das mit Abstand weiteste Verbreitungsgebiet und kommt bis ins westliche Mitteleuropa vor. Ihre Vorkommen in NRW brechen aber derzeit ein. Gründe sind der Lebensraumverlust, die Isolation einzelner Vorkommen sowie wahrscheinlich Umweltgifte.
Trotz des trockenheißen Sommers 2015 ließen sich auf Nachtexkursionen mit dem BUND und dem Bündnis Heideterrasse wieder einige wenige Exemplare der Geburthelferkröte im Naturschutzgebiet entdecken.
Nicht ganz so schlecht ergeht es derzeit der Zauneidechse Lacerta agilis. Sie gilt nach wie vor als gefährdet, kommt aber auf der Heideterrasse noch in einigen Gebieten, so in der Dellbrücker und der Wahner Heide, in Größeren Populationen vor. Sie benötigt strukturreiche offene und halboffene Lebensräume, da sie ihre Gelege - anders als die lebend gebärende Waldeidechse - vergräbt und durch die Sonneneinstrahlung ausbrüten lassen muss. Ein winziges Vorkommen gibt es auch noch in der Schluchter Heide. Da die entsprechenden Flächen durch Verbuschung in den letzten Jahren für Zauneidechsen immer ungeeigneter werden, droht die Art hier bald zu verschwinden.
Das Bündnis Heideterrasse bemüht sich darum, den Biotopverbund zwischen den einzelnen Vorkommen der Heideterrasse zu verbessern, damit sich die einzelnen Individuen der Populationen durch Zu- und Abwanderung austauschen können. Ohne einen solchen Genaustausch sind kleine verinselte Populationen zum Aussterben verurteilt. In der Schluchter Heide geht es aber auch darum, sonnenexponierte Waldränder sowie Heideflächen und Kleingewässer zu erhalten, sonst sterben beide Arten hier ohnehin aus.
Die bislang nachgewiesenen Lurch- und Kriechtierarten der Schluchter Heide im Überblick: